Interkulturelle Hochschullehre: Internationalisierungsstrategien am Beispiel des Fachs Amerikanistik

Uwe Küchler

Exposition

Die politische Forderung nach einer verstärkten Internationalisierung des Hochschulbereichs ist für die vorliegende Untersuchung der Ausgangspunkt. Im Rahmen der Konstruktion und Umgestaltung eines gemeinsamen europäischen Hochschulraums werden die Erhöhung der internationalen Mobilität von Lehrenden und Studierenden sowie die Vergleichbarkeit und Kompatibilität von Studienstrukturen, -inhalten und -abschlüssen gefordert. Bei diesen transnationalen, europäischen Maßnahmen des 'Bologna-Prozesses' verfolgen die Bildungspolitiker/innen das Ziel, die internationale Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit des deutschen respektive europäischen Hochschul- und Wissenschaftssystems zu erhöhen (vgl. dazu Hahn 2004; Teichler 2002; Teichler, Maiworm und Schotte-Kmoch 1999). In der Diskussion um die zukünftige Hochschullandschaft Europas scheint das Hochschulsystem der Vereinigten Staaten von Amerika paradoxerweise zugleich ideales Vorbild und größte Konkurrenz zu sein. Die Orientierung an US-amerikanischen Universitäten wird in der Debatte begleitet von einer ebenso nachhaltigen Furcht vor 'Amerikanisierung' oder gar 'McDonaldisierung' des Bildungssystems.

Notwendig ist jedoch auch die Erforschung von Austauschprozessen und Wechselwirkungen, die durch internationale Mobilität an deutschen Universitäten angestoßen oder ermöglicht werden. Der Fokus auf Kommunikation und Interaktion zwischen Individuen erlaubt es, den wechselseitigen Einfluss der Studierenden und Lehrenden sowie ihrer (kulturellen) Perspektiven in der Hochschullehre schärfer in den Blick zu nehmen. Auf diese Weise rücken kulturelle Vielfalt und kulturelle Verschiedenheit in den Mittelpunkt des Interesses und geben Hinweise darauf, wie kulturelle Mannigfaltigkeit in ein besseres, förderliches Verhältnis zur Hochschullehre gebracht werden kann. Gemeint ist hiermit, dass eine Kultur der Vielfalt an den Universitäten, eine "culture of diversity" (1996, 24), wie sie der Kulturanthropologe Arjun Appadurai vorschlägt, errichtet werden kann.

In vorliegender Untersuchung wird der These nachgegangen, dass kulturelle Vielfalt eine notwendige und lohnende Ergänzung zu bisherigen Internationalisierungsstrategien sei. Danach müsste kulturelle Vielfalt zum zentralen Angelpunkt der Hochschullehre gemacht werden, indem sie in die demografische und infrastrukturelle Textur der Universitäten einarbeitet wird. In der Debatte zum Bologna-Prozess, der Umgestaltung des europäischen Hochschulraums, wird zwar mit der kulturellen Vielfalt des europäischen Erbes argumentiert, dennoch fehlt es in der Diskussion an Ideen, Konzepten und Strategien, um diese (inter)kulturelle Vielfalt in Europa und damit auch in Deutschland effektiv zu fördern und gleichzeitig diese ebenso wünschenswerte wie unvermeidliche Heterogenität für den Fortschritt des Lernens, Lehrens und Forschens zu nutzen. Der Bologna-Prozesses, die Internationalisierung und Angleichung der europäischen Hochschulsysteme, wird in der Arbeit als ein Beispiel für bewusst gesteuerte Internationalisierungsprozesse analysiert. Um den Wissenschafts- und Forschungsstandort Deutschland zu stärken, betrachte ich es als unabdingbar, die Internationalisierung der Universitäten im Rahmen eines gemeinsamen europäischen Hochschulraums voranzutreiben.

Das Forschungsdesign: Ethnographische Fallstudie

Es ist zu vermuten, dass es an deutschen Universitäten etliche interessante, aber vereinzelte Ansätze zur (inter)disziplinären und hochschuldidaktischen Ausgestaltung der Internationalisierungsbestrebungen gibt. Die breite Hochschulöffentlichkeit profitiert jedoch kaum von diesen Innovationen, weil die alltägliche Lehr-, Lern- und Betreuungspraxis selten genug detailliert dokumentiert und wissenschaftlich flankiert wird. Die hier beschriebene Untersuchung setzt an diesem Punkt an und folgt der Aufforderung von Metz-Göckel und Wildt, die dafür plädieren hochschuldidaktische "Innovationen wissenschaftlich zu stützen und zu begleiten" (1999, 25). Indem an Einzelfällen Innovationen und experimentelle Konzeptionen in verschiedenen Fachbereichen erprobt werden, so eine Grundannahme dieser Arbeit, können individuelle und womöglich kreative Möglichkeiten zur Nutzung von kultureller Vielfalt dokumentiert und analysiert werden. Es resultiert daraus die Notwendigkeit, das interkulturelle Erfahrungswissen disziplinärer, hochschulischer Lehr-Lern-Kontexte zu fixieren, zu analysieren und damit in kondensierter, strukturierter Form auch anderen Lehrenden und Lernenden in vergleichbaren interkulturellen Kontexten – wenn auch unter völlig; anderen Bedingungen – zugänglich zu machen. Im Untersuchungsfeld werden die Haltungen bezüglich Internationalität und Interkulturalität, Lehr-Lern-Formate und Betreuungskonzeptionen als vergängliche soziokulturelle Ereignisse in der Datenerhebungsphase exemplarisch fixiert und damit als inskribierte soziale und interkulturelle Erfahrung sichtbar gemacht (Geertz 1973, 20ff).

In der vorliegenden Untersuchung wurde die Forschungsfrage verfolgt, wie die Strategien der Internationalisierung so ausgerichtet werden können, dass für das Lernen, Lehren und Forschen an deutschen Universitäten ein Vorteil entsteht: Wie kann kulturelle Vielfalt für die Hochschullehre genutzt und fruchtbar gemacht werden? Welchen Beitrag kann eine interkulturell ausgerichtete Hochschullehre zur Internationalisierung der deutschen Universitäten und zur Schaffung eines gemeinsamen, wettbewerbsfähigen europäischen Hochschulraums leisten? Diese Fragen werden am Beispiel des Fachs American Studies/Amerikanistik untersucht.

Als Konsequenz aus dem Interesse an kultureller Vielfalt und dem Umgang mit Angehörigen verschiedener Kulturen im hochschulischen Lehr-Lern-Kontext bietet sich die Eingrenzung des Forschungsfeldes auf ein kulturwissenschaftliches Fach an, da hier der Umgang mit offenkundigen und verborgenen kulturellen Mustern, Praktiken und Prozessen die fachlichen Inhalte und Methoden bestimmt. Gerade die Disziplinen, die sich mit fremden Kulturen beschäftigen, hier die American Studies/Amerikanistik, können auf diese Weise eine wichtige Wirkstätte für die Erforschung und die Praxis der Internationalisierung von Universitäten sein. Hauptgrund für die Wahl dieses Untersuchungsfelds ist das Selbstverständnis der American Studies/Amerikanistik als interdisziplinäres Fach. Seit seiner Entstehung in den 1920er und 1930er Jahren unterliegt das Fach den Bemühungen und der kritischen Beobachtung der eigenen trans- und interdisziplinären Interessen in Abgrenzung von klassischen literaturwissenschaftlichen oder philologischen Vorgehensweisen, wie sie beispielsweise in der Anglistik, Romanistik oder Germanistik vorzufinden sind. Das Fach versteht sich als eine interdisziplinäre Kultur- und Textwissenschaft, die Texte und andere kulturelle Artefakte auf die "kulturelle Arbeit/cultural work" hin untersuchen, die sie in einer Gesellschaft leisten (Tompkins 1985; vgl. auch Gerhardt 2002; Cortiel 2001; Jay 1996). Zwar gibt es insbesondere in den USA und zunehmend auch in anderen Ländern zahlreiche Überlegungen zur zukünftigen Gestaltung und Neuorientierung der Disziplin (Pease/Wiegman 2002; Rowe 2002, 1995; Fluck 2000; Lenz 1998; Cain 1996; Fisher 1991). Eine umfassende empirisch gestützte Erforschung des interkulturellen Potenzials am Beispiel eines deutschen Amerikanistik-Faches, quasi einer 'Auslandsamerikanistik' und ihrem besonderen Beitrag zu den New American Studies, steht jedoch noch aus. Die Besonderheit einer Amerikanistik außerhalb der USA schildert Jeanne Cortiel: "Die deutschsprachige Amerikanistik nähert sich ihrem Objekt als fremder und gleichzeitig seltsam vertrauter Kultur. Als selbstreflexive Wissenschaft und kulturelle Praxis muß sie diese Differenz mitdenken" (2001, 14). Indem der eigene Blickwinkel auf den Forschungsgegenstand als Außenperspektive in die Analysearbeit einbezogen wird, ergibt sich ein produktives Spannungsfeld zwischen beiden (kulturell geprägten) Sichtweisen. Diese Differenz fordert die intensive Auseinandersetzung mit Perspektivenvielfalt und Perspektivenübernahme geradezu heraus.

Die Nähe des Forschungsdesigns zur hochschulischen Alltagspraxis im Fach Amerikanistik enthält für die Internationalisierung des Faches anregende Impulse. Indem in der vorliegenden Untersuchung das Selbstverständnis des Faches im Zusammenhang mit dem Potenzial für eine interkulturelle Ausrichtung erforscht wird, können nicht nur Visionen für die zukünftige Entwicklung des Faches abgeleitet, sondern auch Möglichkeiten einer optimierten Hochschullehre unter den veränderten Bedingungen der Globalisierung und den verstärkten kulturellen Austauschbewegungen entworfen werden.

Für eine Fallstudie über Internationalisierung und interkulturelle Hochschullehre in einem exemplarisch ausgewählten Fach bietet sich eine qualitative empirische Untersuchung im Sinne der ethnographischen bzw. qualitativen Hochschulforschung an. Es werden durch teilnehmende Beobachtungen (Becker/Geer 1979) und problemzentrierte Interviews (Witzel 2000, 1995) der beteilig;ten Lehrenden und Studierenden deren Motivation und Sicht auf Internationalisierung und interkulturelle Ausrichtung der Hochschullehre rekonstruiert (vgl. Kapitel 5). Aus den erhobenen Daten lässt sich ableiten, auf welche Weise das Fach in enger Kooperation mit der Hochschuldidaktik auf die Herausforderungen der Globalisierung und Internationalisierung reagiert, ohne den Lehr-Lern-Gewinn ausschließlich an strukturell-administrativen Anforderungen auszurichten bzw. ihnen unterzuordnen. Die Untersuchung fokussiert darauf, wie Interkulturalität im Kontext hochschulischer Lehr-Lern-Kontexte am Beispiel einer textwissenschaftlichen, literatur- und kulturanalytischen Amerikanistik zur Anwendung kommen kann und gleichzeitig seine Übertragung in die Alltagsarbeit, die hochschulische Lebenswelt der Beteilig;ten, findet.

In Vorbereitung der empirischen Untersuchung musste ein Amerikanistikbereich an einer deutschen Hochschule ausfindig gemacht werden, an dem internationale Aktivitäten ergänzt werden durch interkulturelles Engagement in der Hochschullehre. Auf der Basis von sondierenden Gesprächen am Rande von Tagungen und nach Sichtung der Internet-Selbstdarstellungen verschiedener Amerikanistikbereiche an deutschen Universitäten wurde eine Amerikanistik gefunden, die insbesondere mit ihrem interkulturellen und internationalen Engagement wirbt. Im Hinblick auf die Fallstudie zum ausgewählten Fach Amerikanistik wird dabei der übergeordneten Fragestellung nachgegangen, welche Ressourcen für eine interkulturelle Ausrichtung der Hochschullehre zur Verfügung stehen. Das Interesse gilt dabei den theoretischen und praktischen Aspekten des interkulturellen Lernens und Lehrens an der Hochschule im Allgemeinen und im Fach Amerikanistik im Besonderen. Durch die qualitativen empirischen Methoden 'teilnehmende Beobachtung' und 'problemzentriertes Interview' werden hier die Lehr-Lern-Wirklichkeit in der Amerikanistik exemplarisch dargestellt und die Ergebnisse auf generelle Folgerungen für die interkulturelle Ausrichtung der Hochschullehre hin untersucht.

Der gesellschaftspolitische Kontext: Internationalisierung der Universitäten

Die wachsende Zahl der internationalen Studierenden an deutschen Bildungseinrichtungen ist keineswegs als ein ausreichender Indikator für eine erfolgreiche Internationalisierungder deutschen Universitäten anzusehen, wie dies in Politik und Medien angenommen zu werden scheint (vgl. Otten 2000). Die vorliegende Untersuchung ergründet theoretisch und empirisch, wie in den Bestrebungen zur Umgestaltung der europäischen Hochschullandschaft das Leitmotiv der Internationalisierung aus der Perspektive kultureller Vielfalt und Interkulturalität neu durchdacht werden kann. Indem der Blick auch 'nach innen' gerichtet wird, indem vorhandenes Potenzial intensiver eruiert und zur Optimierung der Hochschullehre sowie zur Steigerung des Lerngewinns genutzt wird, kann auch die Umgestaltung der Universitäten in Deutschland und Europa in eine qualitativ höhere Phase der Internationalisierung eintreten (vgl. dazu 'internationalization at home').

Die Forschungsthematik: Interkulturelle Ausrichtung der Hochschullehre

Wenn man sich von einer Defizitorientierung des interkulturellen Lernens abwendet und dafür einer positiven Wahrnehmung von internationalen oder multikulturellen Studierenden und kulturellen Spannungen zuwendet, erkennt man, dass interkulturelles Lernen und Lehren nicht nur für Menschen multikultureller Herkunft oder für internationale Studierende und Lehrende von Bedeutung ist. Interkulturelles Lernen betrifft alle Personen, die sich in einer kulturellen Kontaktzone (Pratt 1991; 1992) aufhalten, hier also alle Studierenden und Lehrenden einer internationalisierten Universität oder gar Hochschullandschaft. Um adäquates Handeln und Kommunizieren in den vielfältigen, komplexen und undurchsichtigen Momenten des Kulturkontakts zu erlernen, scheinen kompakte Veranstaltungen nicht zu genügen. Erforderlich ist es hier offenbar eher, Kontaktmomente intensiv zu beobachten und längerfristig daran teilzunehmen, damit die Beteilig;ten nicht nur Toleranz für kulturelle Vielfalt und Differenz ausbilden, sondern durch intensives Miteinander und gemeinsame Erlebnisse interkulturelle Kompetenz entwickeln können (Mestenhauser 2002; Auernheimer 1998).

Die Wissensgebiete international education und internationalization at home erarbeiten Erkenntnisse darüber, wie fremde Perspektiven und die Präsenz internationaler Studierender und Lehrender als Potenzial für die Hochschullehre erkannt und integrativ genutzt werden können. Darüber hinaus geben verschiedene Modelle zum Lernen und Verstehen durch virtuelle Übernahme der Perspektiven Aufschluss über die Prozesse des Fremdverstehens und Möglichkeiten einer Förderung im Lehr-Lern-Kontext (Bredella 2002; 2000; Nünning 2000; 1997). Durch Erlernen der Perspektivenübernahme kann gegebenenfalls das Handlungsrepertoire erweitert werden. An der Schnittstelle zwischen dargestelltem bzw. inszeniertem Fremdverstehen – durch eingehende Textanalyse – und lebensweltliches Fremdverstehen – durch empathisches Verstehen von Akteuren oder Akteurinnen aus einer anderen Kultur (Nünning 2000, 90ff.) – liegt eine Chance, eine interkulturell ausgerichtete Hochschullehre zu entwickeln.

Die anthropologische Fähigkeit zur virtuellen Übernahme der Perspektiven anderer Akteure und Akteurinnen wird von verschiedenen Disziplinen untersucht. Zur Kontextualisierung werden in der vorliegenden Arbeit vier Sichtweisen vorgestellt, die der Literaturdidaktik (Bredella 2002; 2000; 1995), der Sozialwissenschaften (Geulen 1982), der Entwicklungspsychologie (Selman 1980) und der Austauschforschung (Grünzweig/Rinehart 2002). Die Einübung von Perspektivenwechsel ist nicht nur für den Umgang mit internationalen Studierenden und Lehrenden förderlich, auch die kritische Textanalyse im untersuchten Fach American Studies/Amerikanistik profitiert davon.

Mit Blick auf eine lernerzentrierte, interkulturell ausgerichtete Hochschullehre kann die Internationalisierung der Universitäten auch 'nach innen' fruchtbar gemacht werden, etwa indem Lehr-Lern-Umgebungen und -inhalte an der Förderung interkultureller Kommunikation und Interaktion ausgerichtet werden. Der jüngste Paradigmenwechsel in der Hochschuldidaktik, die als shift from teaching to learning bekannte Betrachtung der Lehre aus der Sicht des Lernens (Szczyrba/Wildt 2004; Wildt 2004; Welbers, Gaus und Wagner 2005), unterstützt die Aufarbeitung der Internationalisierung an deutschen Universitäten. In diesem Wandel wird dem Dialog und der Beziehungsarbeit in der Hochschullehre stärkere Aufmerksamkeit zugebillig;t und verspricht dadurch Ansätze zur leichteren Integration bereits vorhandener kultureller Vielfalt und internationaler Lehrender und Studierender in die heimischen Lehr-Lern-Kontexte. Die Hochschullehre wird hier als eine (inter)kulturelle, dialogische und beziehungsintensive Arbeit verstanden. Indem Lehrende und Studierende täglich in einem interkulturellen Lehr-Lern-Kontext kommunizieren und handeln, entwickeln sie profundes Erfahrungswissen für interkulturelle Kontaktmomente unabhängig von ihren eigenen Chancen auf internationale Mobilität.

Bewusst wurden hier Interaktion und Kommunikation an einem 'heimischen' Fach in den Mittelpunkt gerückt. Dabei sollte berücksichtigt werden, dass das Ausmaß der eigenen Entwicklung etwa durch internationale Mobilität, die Veränderungen der eigenen Wahrnehmungen bspw. durch (inter)kulturelle Kontaktmomente, oft erst nach Rückkehr in die gewohnte, heimatliche Umgebung bewusst wird. Die umfassende und gründliche Vor- und Nachbereitung von internationaler Mobilität und interkulturellen Kontakten, insbesondere im heimischen Lehr-Lern-Kontext, erscheint notwendig und der Erarbeitung eines Mehrwerts im interkulturellen Lernprozess zuträglich. Die vorliegende Studie veranschaulicht, dass eine auf das jeweilig;e Fach abgestimmte interkulturell orientierte Hochschullehre, zusammen mit der lernförderlichen Verknüpfung von Mobilitätserfahrungen und deren Einbettung in Lehr-Lern-Kontexte vor Ort dies leisten kann.

Interkulturelle Lehrveranstaltungen zeigen sich darüber hinaus nicht nur für internationale Studierende, sondern insbesondere auch für so genannte Bildungsinländer, d.h. Personen mit einem multikulturellen Hintergrund oder auch für returnees bzw. aus dem Ausland zurückgekehrte Studierende von besonderem Interesse. Durch inhaltliches und konzeptionelles Einbeziehen von international mobilen Studierenden und Lehrenden, durch gemeinsame Aktivitäten mit ihnen innerhalb und auch außerhalb der Lehrveranstaltungen erleben sowohl die mobilen als auch die nicht-mobilen Studierenden – dies ist immerhin die Mehrheit der Studierendenschaft – interkulturelle Interaktion und Kommunikation. Auf diese Weise wird interkultureller Perspektivenwechsel eingeübt. Es entsteht die Chance, ethnozentrische Assimilationserwartungen abzubauen wie auch Dialog und Austausch zu ermöglichen und zu ermutigen. Die Beteilig;ten werden für Schwierigkeiten internationaler und multikultureller Studierender sensibilisiert. Darüber hinaus werden sie sich ihrer eigenen kulturellen Prägung und der soziokulturellen Konstruktion von Verhaltensmustern, Interpretationsgewohnheiten und auch der fachlich-disziplinären Wissensbestände und methodischen Vorgehensweisen bewusst.

Die vorliegende Untersuchung hat gezeigt, dass die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit (inter)kulturellen Kontaktzonen und Kontaktmomenten eine Möglichkeit zur Optimierung der Internationalisierungsstrategien sein können. Darüber hinaus ließe sich das angestrebte Ziel, die verbesserte Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Länder auf dem internationalen Bildungsmarkt durch eine Ergänzung der bisherigen, auf Mobilität und Kompatibilität gerichteten Internationalisierungsstrategien durch stärkere Beachtung, Förderung und produktives Einbeziehen von kultureller Vielfalt wahrscheinlich noch steigern.

Das untersuchte Fach: Die neue, interkulturelle Amerikanistik

Durch die interkulturelle, interaktionistische und kommunikative Arbeit, wie sie die Mitarbeiter/innen der untersuchten Amerikanistik verrichten, werden Forschung, Lehre und Betreuung anders oder vielmehr ungewohnt miteinander verknüpft. Es entsteht ein interkulturelles Kraftfeld, bei dem die 'interkulturelle Arbeit' sich auf Ebene der Konzeption und Haltung ebenso wieder finden wie in Seminarformaten, Betreuungskonzeptionen und sogar zahlreichen Forschungsaktivitäten, wie Publikationen, Vorträgen und der Erforschung von interkultureller Hochschullehre und Austauschbeziehungen. Indem die untersuchte Amerikanistik einen Lehr-Lern-Kontext erschafft, indem sowohl die Haltung als auch thematische und methodische Anbindung von Interkulturalität gewährleistet ist und diese Voraussetzung sich darüber hinaus auch in Lehr-Lern-Formaten und Betreuungskonzeptionen materialisieren, wird eine Umgebung geschaffen, in der interkulturelles Lernen und Lehren einen zentralen Stellenwert einnimmt. Die Verknüpfung von interkulturell relevanten Themen und Texten mit einem ebenso interkulturellen Mix an Studierenden und Lehrenden bietet darüber hinaus eine Möglichkeit, den Transfer von literarischem, dargestelltem Fremdverstehen zu lebensweltlichem Fremdverstehen zu fördern.

Die Rekonzeptionalisierung der American Studies durch stärkere Verknüpfungen zwischen Forschung und Lehre nach dem Modell der internationalization at home bezieht die lokalen Gegebenheiten der Auslandsamerikanistik stärker in die eigene Lehr- und Forschungstätigkeit ein. Die sich daraus ergebenden Perspektivenverschiebungen werden bewusst und kritisch genutzt. Für die American Studies würde dies bedeuten, dass internationale und interkulturelle Sichtweisen auf den Forschungsgegenstand, auf die USA oder Amerika im weitesten Sinne, viel stärkere Bedeutung erlangen können. Auf diese Weise wird deutlich, dass die 'Auslandsamerikanistiken' die Auseinandersetzung mit 'Amerika' oder den USA in anderen Ländern, unter verschiedenen historischen Hintergründen und im Rahmen jeweils national, kulturell und regional geprägten Kontexten aussichtsreich verfolgen können.

Die subjektiven Aussagen und Beobachtungen sind fokussiert untersucht worden, um die Lehr- und Betreuungspraxis am Beispiel des Untersuchungsbereichs zu beschreiben und Aufschlüsse über Ansatzpunkte für eine interkulturelle Praxis in der Hochschullehre und über die Verknüpfung verschiedener disziplinärer Zugänge zur Internationalisierung insbesondere in ihren Maßnahmen im heimischen Lehr-Lern-Kontext – 'at home' – zu finden. Die Fallstudie ist eine Exploration der interkulturellen Aktivitäten eines exemplarisch ausgewählten Amerikanistikbereichs. Die hier praktizierten Ansätze für eine interkulturelle Ausrichtung sowohl der Hochschullehre als auch der Fachdisziplin befinden sich auch nach mehrjähriger Entwicklung weiterhin in Bewegung. Aufgrund der kultur- und textwissenschaftlichen Prämissen und der interdisziplinären Entwicklung des Fachs American Studies/Amerikanistik lassen sich diese Aspekte der hochschulischen Lebenswelt mit fachlichen Interessen verknüpfen, wie etwa Umgang mit und Darstellung von kultureller Differenz und Vielfalt, oder interkulturellen und transatlantischen Austauschprozessen in Wort, Bild oder Ideengeschichte. Die Erkenntnisse dieser Studie bleiben dennoch exemplarisch auf den Untersuchungsbereich gerichtet und harren weiterer Untersuchungen oder ggf. Adaptionen in andere Fachbereichen oder interkulturellen und internationalen Lehr-Lern-Konstellationen. Eine eigentliche 'Wirksamkeitsforschung' war im vorliegenden Projekt nicht möglich, weil es im Rahmen der hier gewählten disziplinären Verknüpfungen schwer zu ergründen ist, wie die komplexen Interdependenzen einer interkulturell ausgerichteten Hochschullehre und die Erhöhung interkultureller Kompetenz kausal und relational aufeinander bezogen werden können. Eine Wirksamkeitsforschung würde eine stärker entwicklungspsychologische und lehr-lern-theoretische Ausrichtung erfordern.

Die Auswertung des empirischen Datenmaterials hat ergeben, dass die am untersuchten Amerikanistikbereich geleistete interkulturelle Arbeit nicht auf einer spezifischen Lehrmethodik beruht, sondern vor allem in einer besonderen Haltung gegenüber einem fordernden und anspruchsvollen, nämlich interkulturellen, Lehr-Lern-Kontext begründet liegt. Verunsicherung, Missverständnisse, Spannungen und das Gefühl von Kontingenz treten im interkulturellen Kontext in anderer Weise auf, als dies in monokulturellen Settings der Fall ist. Durch die spezifische Haltung sowie durch innovative Lehrformate und Betreuungskonzeptionen werden sie bewusst in den Lehr-Lern-Kontext eingebracht und genutzt.

Durch Lernerzentrierungund den zentralen Grundsatz der Dialogizitätgelingt es, interkulturelle Spannungen und Konflikte so zu kontextualisieren, dass sie nicht zu Lernverweigerung oder Blockade führen. Hilfreiches Prinzip am untersuchten Bereich ist es, die anwesenden internationalen Studierenden und Lehrenden als Bereicherung für das untersuchte Fach wahrzunehmen und sie in die interkulturell orientierte Hochschullehre zu integrieren. Diesem Bemühen – die dialogische Qualität im Lehr-Lern-Kontext zu fördern – gilt ein Großteil der Aktivitäten und Strukturen. Einige Aspekte, die der beschriebenen Haltung am Untersuchungsbereich zuzuschreiben sind, richten sich darauf, Kommunikationsprozesse zwischen den teilnehmenden Studierenden und Lehrenden zu fördern und herauszufordern. Durch die Bezugnahme zum interkulturellen Interaktionskontext, in dem sich die Lehrenden und Studierenden bewegen, d.h. dem Spannungsfeld zwischen den USA/Nordamerika und Deutschland/Europa, werden Texte und Fachinhalte ebenso wie individuelle Verhaltensweisen kulturell kontextualisiert. Um einen interkulturellen Lernprozess auszulösen und dabei (kulturelle) Monologe, Kommunikationsabbruch oder Partizipationsverweigerungzu verhindern, werden Kulturschock und ähnlich intensive emotionale Spannungen zugelassen. Gleichzeitig wird es als erforderlich angesehen, dass diese Momente von den Lehrenden und der Gruppendynamik aufgefangen werden können. Um dies zu ermöglichen, bedarf es eines dialogischen, partnerschaftlichen Klimas und einer kooperativen, lernerzentrierten Haltung. Am untersuchten Bereich versuchen die Mitarbeiter/innen durch besondere Lehr-Lern-Formate und Betreuungskonzeptionen dieses Lehr-Lern-Klima herzustellen und in jeder Kontaktsituation auf Dialog, Austausch und Kommunikation zu beharren.

Zur Bewältigung dieser 'interkulturellen Arbeit' verlangen die Lehrenden von den Studierenden ebenso wie von sich selbst hohe Leistungsbereitschaft. Viele der hier dargestellten Innovationen sind als zusätzliche Aufgaben für die Mitarbeiter/innen zu verstehen, die wahrscheinlich nur durch praktizierte Teamarbeit, also durch flexible Aufgabenteilung, regelmäßige Besprechungen und gegenseitige Unterstützung, zu bewältigen sind. Die Aufgabenfülle und der Aufwand, den interkulturelle Arbeit für die Lehrenden bedeutet, steigt mit dem Zuwachs an Studierenden in den Fächern. Die sprunghaft ansteigenden Zahlen der Studierenden an den Universitäten bei gleichzeitiger finanzieller Mitteleinsparung gefährden den experimentellen Charakter der Formate und Konzeptionen am Untersuchungsbereich. Die hier entwickelte Haltung und die praktizierte Lehre und Betreuung implizieren hohen Arbeitsaufwand seitens der Lehrenden. Die Konzeptionen und Formate sind dem sich auch auf dieses Fach auswirkenden Massenansturm jedoch nicht gewachsen. Um die Innovationen weiter entwickeln zu können und die Qualität der Lehre und Betreuung gegebenenfalls auszuweiten, wären wahrscheinlich größere finanzielle Anstrengungen und zusätzliches Personal erforderlich. Derartige Unterstützung seitens der Universitätsverwaltung oder externes Sponsoring sind derzeit nicht in Sicht.

Bei den speziell auf Internationalität und Interkulturalität ausgerichteten Lehr-Lern-Umgebungen lassen sich drei innovative Formate beobachten. Das als intercultural classroom bezeichnete bilinguale, hier vorwiegend deutsch-amerikanische Seminarformat mit gezielt interkultureller Sichtweise und Struktur wird am Untersuchungsbereich regelmäßig angeboten. Dieses Format wird in etwa zur Hälfte von deutschen und US-amerikanischen Studierenden besucht und dabei häufig von amerikanischen Dozent/inn/en unterrichtet. Besonderes Merkmal ist die fortwährende Konzentration auf die doppelte Perspektive, auf das Spannungsfeld USA–Deutschland. Aus dieser Gegenüberstellung ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten des Kulturvergleichs und der kritischen Kulturanalyse, entweder im Text oder auch innerhalb der erlebten Kontaktmomente im Lehr-Lern-Kontext. Eine Sonderform der interkulturellen Hochschullehre bildet das Intercultural Summer Program, bei dem für einen Zeitraum von vier Wochen alle Veranstaltungen des Untersuchungsbereichs auf ein interkulturelles Format nach dem Muster des intercultural classroom umgestellt werden und zusätzlich den anwesenden US-amerikanischen Gaststudierenden ein kulturelles und soziales Rahmenprogramm geboten wird. Hier erfolgt eine Verknüpfung von Kulturvergleich sowohl auf lebensweltlicher als auch auf text- und kulturanalytischer Ebene. Im dritten Format, dem 'Intensivseminar Amerikanistik', werden aktuelle Problemstellungen oder Forschungsthemen aus dem Bereich der American Studies/Amerikanistik mit besonders interessierten deutschen und gelegentlich auch amerikanischen Studierenden diskutiert. Veranstaltet wird das Seminar von (fast) allen Lehrenden des Bereichs, stets also sowohl von deutschen als auch von amerikanischen Dozent/inn/en. Dieses Format gibt Studierenden Einblick in aktuellste Forschungsarbeiten und -praktiken. Den Lehrenden ermöglicht es die intensive Arbeit mit Studierenden auch an unabgeschlossenen Forschungsthemen und erlaubt somit die fruchtbare Bereicherung der Forschungsaktivitäten durch studentische Interessen. Alle drei hier dargestellten Formate bieten die Möglichkeit, nicht nur die US-amerikanische Gesellschaft mit ihren Kulturen und ihrer kulturellen Produktion in Augenschein zu nehmen. Hier wird dezidiert auch die Perspektive als 'Auslandsamerikanistik' berücksichtigt: der kritische Blick über den Atlantik und zurück. Die Formate stellen drei unterschiedliche Möglichkeiten dar, wie das interkulturelle Spannungsfeld zwischen Deutschland und den USA strukturell und thematisch in die Seminarkonzeptionen eingepasst werden kann.

Die im Untersuchungsfeld vorzufindende Betreuungsphilosophie lässt sich mit 'intercultural exposure' bezeichnen, weil hier das direkte Erleben und Durchleben von interkulturellen Spannungen und Konflikten als wünschenswert und lernförderlich angesehen wird. Am Untersuchungsbereich wird davon ausgegangen, dass durch direkten Kontakt mit den Vorzügen, aber auch den Schwierigkeiten interkultureller Begegnung der Lerneffekt besonders groß ist. Um aber zu vermeiden, dass die Spannungen und Konflikte das Lernen blockieren, bieten die Mitarbeiter/innen neben einer förderlichen Haltung und dem Schaffen möglichst häufiger und vielfältiger Gelegenheiten für Dialog und gemeinsame Erlebnisse zusätzliche Orientierungsveranstaltungen an. Darüber hinaus wird den internationalen Studierenden mit der Peer-Partners-Initiative die Chance gegeben, in lebenspraktischen Angelegenheiten durch deutsche Studierende betreut zu werden und rasch Zugang zu Personen ihrer Altersgruppe zu finden. Parallel dazu erhalten sie die Gelegenheit, sich auf akademischer und studienpraktischer Ebene mit ihren Academic Mentors zu besprechen. Auch diese Betreuungskonstellationen haben wechselseitigen Charakter. Sowohl die amerikanischen Studierenden also auch die deutschen Studierenden und Lehrenden profitieren jeweils auf ihre Weise von dieser Konzeption.

Die Befragung und die teilnehmende Beobachtung in der untersuchten Amerikanistik führen zu dem Ergebnis, dass neben dem persönlichen Lerngewinn im Sinne einer Selbstvergewisserung und Selbsterkenntnis noch andere Indizien für zusätzliche Lernerfolge deutlich werden. Von den Befragten wurde hier die intensive Auseinandersetzung mit Differenz und Ähnlichkeit der fremden und der eigenen Kultur genannt. Auf den ersten Blick wirken die deutsche und die US-amerikanische Kultur trügerisch ähnlich, bei genauerer Untersuchung werden jedoch subtile Unterschiede beispielsweise in Rollenerwartungen und Verhaltensmustern offenbar, die aufgrund der unterstellten Ähnlichkeit schnell zu Missverständnissen und einer Störung der Lehr-Lern-Atmosphäre führen können. Die Befragten verdeutlichen an Beispielen, wie erst durch interkulturelle Kontaktmomente im Lehr-Lern-Prozess die Differenzen und Ähnlichkeiten zwischen deutscher und amerikanischer Kultur sichtbar, vorstellbar und reflektierbar werden.

Durch die Verknüpfung lebensweltlicher Erfahrungen mit Kultur- und Textanalyse ergibt sich im Idealfall ein 'doppelter' Perspektivenwechsel. Die Studierenden und auch die Lehrenden erlernen nicht nur Momente des Kulturkontakts in den Analysetexten zu erörtern und damit für sich selbst nutzbar zu machen. Durch stete Präsenz fremdkultureller Studierender oder Lehrender und durch permanente Gegenüberstellung bekannter und fremder Sichtweisen auf die Texte, auf kulturelle Erwartungen oder auch Prozesse der Lektüre oder des Lernens werden die Studierenden mit einer Vielfalt an Perspektiven und Interpretationsmöglichkeiten vertraut. Eine kritische Übertragung lebensweltlicher Erfahrungen auf die Kulturanalyse und vice versa wird erleichtert. Indem in den Seminaren interkulturelle Interpretationsarbeit geleistet wird, indem die deutschen und internationalen Teilnehmenden ihre Lektüre miteinander vergleichen und diskutieren, werden in diesem Austauschprozess nicht nur verschiedene individuelle, sondern auch kulturelle Interpretationsmuster verdeutlicht. Die geschilderten interkulturellen Lehrformate vermögen es daher, durch interkulturell orientierte Textanalyse und Textdiskussionen die Wahrnehmung verborgener Details zu fördern. Neben einer kritischen Analyse des Seminartextes, seines Plots und seiner narrativen Strategien gelingt es auf diese Weise auch, die literarische Darstellung in größere (sozio-)kulturelle Zusammenhänge einzuordnen und beispielsweise die gesellschaftliche, kulturell geprägte Konstruktion von Rollenvorstellungen, zugeschriebenen Eigenschaften oder auch sozialen Handlungsweisen zu erfassen und zu kritisieren.

Aus der intensiven Auseinandersetzung mit verschiedenen Kulturen und mit dem Perspektivenwechsel kann auch ein fachlich-disziplinärer Gewinn erwachsen. Insbesondere im Hinblick auf die zukünftige Ausrichtung der Amerikanistik und die Internationalisierung des Fachs ist dies ein Vorteil, der ausdrücklich der Rolle und dem Selbstverständnis als Auslandsamerikanistik zugeschrieben werden muss. Durch die fremde Sichtweise auf den Forschungsgegenstand, durch das Hinzuziehen und Reflektieren der eigenen, kulturellen Prägung wird für die Studierenden ein Spannungsfeld eröffnet, das kulturelle Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen der Herkunftskultur und dem Forschungsgegenstand greifbar macht und in Analyse und Diskussion dynamisch zueinander ins Verhältnis setzt.

Fazit und Ausblick: The Shift from Teaching to 'Intercultural' Learning

Eine interkulturelle Hochschullehre, verstanden als ein wichtiger, strategischer Aspekt der internationalization at home, bereitet das Studium im Ausland optimal vor und nach, indem sie den Umgang mit interkultureller Kommunikation und Interaktion in das alltägliche Handlungsrepertoire integriert. Darüber hinaus fördert und ermöglicht die interkulturelle Orientierung kritische und hochwertige Erkenntnisse im jeweilig;en Studienfach. Ein Semester oder mehrere an einer Universität im Ausland vertieft und kontextualisiert die Kenntnisse und Fähigkeiten, die bereits in der interkulturellen Hochschullehre angelegt wurden und führt darüber hinaus den Studiengegenstand, die Fachinhalte enger mit der lebensweltlichen Erfahrung zusammen. Jüngere Entwicklungen in der Hochschuldidaktik haben den Bedeutungsgewinn vor allem von Aspekten des Lehrens und Lernens herausgearbeitet, die mit der Lehr- und Lern-Haltung eng verknüpft sind. Dieser Paradigmenwechsel könnte als shift from teaching to 'intercultural' learning konkretisiert werden. Die Internationalisierung der Universitäten und die Steigerung der Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Hochschul- und Forschungsraums kann darüber hinaus mit einer veränderten Wahrnehmung und Nutzung von kultureller Vielfalt erreicht werden. Für die Weiterführung des Bologna-Prozesses stellt sich die Aufgabe, kulturelle Vielfalt nicht nur als abstraktes Ziel zu postulieren, sondern durch konkrete Maßnahmen zur Gestaltung eines gemeinsamen Europäischen Hochschulraums gefördert und unterstützt werden. Die Entwicklung einer interkulturellen Hochschullehre und die Forschung zu ihrer innovativen Umsetzung in einzelnen Fachbereichen und Disziplinen leistet einen Beitrag hierzu.

Verzeichnis der zitierten Literatur

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